In der reinen Lehre des Projektmanagements gilt: Es gibt eine:n und zwar genau eine:n Projektleiter:in. Ich kann mich noch ganz genau erinnern an ein Projektleiterseminar, bei dem ein Aufschrei des Entsetzens losging, als ein Teilnehmer freudig berichtetet, sie hätten in ihrer Organisation viele Probleme gelöst durch eine Doppelspitze in der Projektleitung.
Heute ist zu beobachten, dass Doppelspitzen in Projekten zunehmen. Das agile Projektmanagement – speziell im SCRUM – macht es vor: in jedem Projekt gibt es den Product owner und den Scrum Master. Jede Rolle hat innerhalb der Projektleitung klare Aufgaben und Befugnisse.
In einem Workshop sind Projektleiter:innen der Frage nachgegangen und haben folgende Pro- und Contra-Argumente gefunden:
Pro | Contra |
Vier Augen und zwei Blickwinkel für mehr Weitsicht | Der höhere Abstimmungsaufwand könnte zu zeitlicher Verzögerung führen |
Jede:r der beiden Projektleiter:innen kann in seiner/ ihrer Stärke und Spezialisierung arbeiten, z.B. eher fachlich, eher kaufmännisch | Die Projektleiter:innen könnten gegeneinander ausgespielt werden – das ist Konfliktpotenzial |
Aufgabenteilung und erhöhter Wissenstransfer | Sind die Zuständigkeiten wirklich klar geregelt? |
Einfache Vertretung ist möglich | |
Zwei Personen haben mehr Gewicht, z.B. in den Gremien | |
Einfache gegenseitige Vertretung |
Voraussetzungen für das Funktionieren der Doppelspitze in Projekten sind:
- Gemeinsames Verständnis vom Projektmanagement in dem konkreten Projekt
- Projektleiter:innen achten sich gegenseitig.
- Klare Verantwortung zwischen den Leitern und Leiterinnen
- Zieldienliche Kommunikation
Es gibt Beispiele, bei denen die Doppelspitze erfolgreich war oder ist: der Ausbau der Terminals für den A380 Startbahn in Frankfurt oder die Realisierung von Kundenprojekten in der Verantwortungsteilung fachliche Entwicklung/ Konstruktion und Organisation von Produktion und Logistik.
Fazit: eine Doppelspitze kann sinnvoll sein, wenn
- Das Projekt groß und komplex ist
- Inhaltlich eine große Breite an Wissen erforderlich ist, so dass die Teilung zieldienlich ist